„Intensivpflege bedeutet Stabilität im Alltag“ – Interview über moderne Versorgungskonzepte beim Pflegedienst Nicole Tobias

Interview über moderne Versorgungskonzepte beim Pflegedienst Nicole Tobias

Der Bedarf an außerklinischer Intensivversorgung steigt seit Jahren. Menschen mit schweren Erkrankungen, Beatmungspflicht oder Tracheostoma benötigen spezialisierte Pflege, die weit über die übliche ambulante Betreuung hinausgeht. Der Pflegedienst Nicole Tobias, mit Standorten in fünf Bundesländern, gehört seit vielen Jahren zu den etablierten Anbietern in diesem Bereich. Ein Gespräch mit Gründerin Nicole Tobias über Anforderungen, Versorgungssicherheit und Entwicklungen in einem hochsensiblen Arbeitsfeld.

Ein komplexer Versorgungsbereich

Frau Tobias, die außerklinische Intensivpflege wird oft als eines der anspruchsvollsten Felder der Pflege beschrieben. Was macht sie so besonders?

Die Intensivpflege ist ein sehr sensibles Arbeitsfeld, weil der Zustand der Menschen sich jederzeit ändern kann. Viele sind beatmet oder tragen eine Kanüle. Das bedeutet, dass Pflegefachkräfte nicht nur pflegerische Tätigkeiten ausführen, sondern auch engmaschig überwachen müssen, wie es den Patientinnen und Patienten geht. Ein kleines Signal kann sofortiges Handeln notwendig machen. Diese Mischung aus Technik, Beobachtung und Nähe macht die Intensivpflege einzigartig.

Wie unterscheidet sich die außerklinische Intensivpflege von der klinischen?

In Kliniken gibt es große Teams, ärztliche Präsenz und eine gewisse Infrastruktur, die sofort reagiert. Außerklinisch entsteht ein anderes Umfeld: Es ist viel persönlicher, viel ruhiger und individueller. Die Pflegekraft begleitet nicht nur akute Situationen, sondern gestaltet den gesamten Alltag mit. In Wohngruppen oder in der Häuslichkeit ist Intensivpflege immer 1:1 oder in kleinen Teams organisiert, was eine ganz andere Beziehungsebene schafft.

Der Alltag in der Intensivpflege

Wie sieht ein typischer Tag in einer intensivpflegerischen Wohngruppe aus?

Die Arbeit orientiert sich immer am Zustand des einzelnen Menschen. Es beginnt mit der Vitalüberwachung, Atemtherapie, Positionierung, Ernährung und der Kontrolle der Beatmungsgeräte. Gleichzeitig gehört auch viel Alltägliches dazu: Gespräche, Tagesstruktur, aktiviert werden, im Zimmer oder in Gemeinschaftsbereichen Zeit zu verbringen. Intensivpflege heißt nicht, dass alles medizinisch ist. Im Gegenteil: Es geht darum, trotz schwerer Einschränkungen einen möglichst stabilen Alltag zu schaffen.

Gibt es Situationen, die für Pflegekräfte besonders herausfordernd sind?

Ja, absolut. Eine Kollegin hat es einmal sehr deutlich formuliert: „Es sind Klientinnen und Klienten, bei denen jeden Augenblick ein lebensbedrohlicher Zustand erreicht werden kann.“ Diese Möglichkeit ist immer im Hinterkopf. Gleichzeitig entsteht durch Erfahrung, Einarbeitung und Teamkultur eine Sicherheit, die dabei hilft, solche Momente professionell zu bewältigen.

Wohngruppen als Versorgungsmodell

Der Pflegedienst Nicole Tobias arbeitet an vielen Standorten mit intensivpflegerischen Wohngruppen. Welche Vorteile bietet dieses Modell?

Wohngruppen ermöglichen eine Versorgung, die sowohl technisch stabil als auch menschlich angenehm ist. Sie sind bewusst wohnlich gestaltet. Die Menschen haben ihr eigenes Zimmer und teilen Gemeinschaftsbereiche. Pflegekräfte sind rund um die Uhr vor Ort und können sofort reagieren. Dieses Modell vereint Sicherheit und Lebensqualität. Die Rückmeldungen von Angehörigen zeigen, wie wertvoll diese Form der Versorgung ist.

Viele Kliniken entlassen früher, weil Plätze in solchen Wohngruppen fehlen. Wie erleben Sie das?

Das passiert tatsächlich häufiger, als vielen bewusst ist. Wir haben Standorte, an denen Kapazitäten theoretisch vorhanden wären, aber ohne passende Teams können diese Plätze nicht belegt werden. Das betrifft nicht nur uns, sondern viele Intensivpflegedienste. Die Nachfrage wäre da, aber der gesamte Sektor ist von Fachkräftemangel geprägt.

Sozialstation Pflegedienst Nicole Tobias
Eine Sozialstation des Pflegedienst Nicole Tobias

Technik, Sicherheit und Verantwortung

Technische Geräte spielen in der Intensivpflege eine zentrale Rolle. Wie wird sichergestellt, dass alles reibungslos funktioniert?

Alle Pflegekräfte durchlaufen ein strukturiertes Schulungsprogramm. Beatmungsgeräte, Überwachungssysteme, Kanülenmanagement – das alles wird intensiv geübt. Neben der täglichen Bedienung gibt es auch Notfalltrainings. Geräte werden regelmäßig gewartet und dokumentiert. Intensivpflege funktioniert nur mit einem hohen Qualitätsanspruch, und das bedeutet: nichts wird dem Zufall überlassen.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Therapeuten?

Eine sehr große. Intensivpflege ist immer interdisziplinär. Atemtherapeutinnen, Physios, Logopäden – alle greifen ineinander. In vielen Fällen verändert sich der Zustand der Menschen über die Zeit. Deshalb ist es wichtig, gemeinsam zu planen, anzupassen und zu entscheiden. Eine enge Abstimmung sorgt dafür, dass die Versorgung stabil bleibt.

Angehörige und der Alltag zwischen Belastung und Entlastung

Wie werden Angehörige eingebunden?

Angehörige sind ein wichtiger Teil des Prozesses. Viele hatten über Monate oder Jahre die komplette Verantwortung für die Pflege übernommen. Wenn sie erleben, dass ein professionelles Team übernimmt, entsteht oft eine enorme Entlastung. Pflegekräfte erklären viel, zeigen Abläufe und beziehen Angehörige nach Wunsch ein. Manche wollen nah dran bleiben, andere brauchen Abstand. Beides ist völlig in Ordnung.

Entsteht durch diese Nähe nicht auch eine besondere emotionale Situation für die Pflegekräfte?

Ja, und das gehört zur Intensivpflege dazu. Diese Form der Arbeit ist nicht anonym. Es entstehen Beziehungen und Vertrauen. Gleichzeitig braucht es professionelle Grenzen und eine klare Teamstruktur. Intensivpflege ist emotional, aber sie ist auch organisiert und fachlich abgesichert.

Qualitätsverständnis und Entwicklung

Was zeichnet den Qualitätsanspruch Ihres Unternehmens aus?

Wir arbeiten mit klaren Standards, internen Schulungen und regelmäßigen Audits. Qualität ist kein Ziel, sondern die Grundlage unserer Arbeit. Ein Satz, den ich oft verwende, ist: „Wir machen das einfach besser.“ Das ist kein Werbespruch, sondern ein innerer Anspruch. Intensivpflege funktioniert nur, wenn Pflegekräfte exakt wissen, was sie tun, und dafür die nötigen Rahmenbedingungen bekommen.

Wie wird sich die Intensivpflege in Zukunft entwickeln?

Die Bedeutung wird weiter steigen. Viele Menschen möchten nicht in Kliniken leben, sondern in vertrauten Umgebungen. Gleichzeitig werden Fälle komplexer, die Anforderungen höher und die Technik noch wichtiger. Die zentrale Aufgabe wird sein, stabile Versorgungsstrukturen aufzubauen, genügend qualifiziertes Personal zu gewinnen und die hohen Qualitätsansprüche beizubehalten.

Weitere Informationen zur außerklinischen Intensivpflege, zu Standorten und Versorgungskonzepten des Pflegedienstes Nicole Tobias finden sich auf der Unternehmenswebsite:

www.pflege-tobias.de

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